Dag 25 - 26.09.2024 - Austerdalsbreen

Das heutige Ausflugsziel ist der Jostedalsbreen-Nationalpark, dessen Seitenarm Austerdalsbreen wir erwandern möchten.

Im Jostedalsbreen-Nationalpark, der für seine unberührte Natur und spektakulären Gletscherformationen bekannt ist, ist es möglich ganz nah an einige Gletscher heranzukommen. So auch beim Austerdalsbreen, der wird oft als einer der schönsten Gletscher Norwegens bezeichnet.

Wir haben uns einen ganz besonders schönen Tag dafür ausgesucht, an dem uns schon früh die Sonne begrüßt.

Die Anfahrt ist allerdings langwierig und durch die vielen Tunnelfahrten nicht für jeden etwas.
Bis Hafslo ist die Fahrt ganz gut zu bewältigen, dann werden die Straßen immer enger. Am südlichen Ende des Sees Veitastrandvatnet beginnt die FV 337, bei dieser handelt es sich um eine sehr schmale Straße, teilweise passen keine zwei PKW nebeneinander. Der Adrenalinspiegel steigt, wenn man schon von weiten hinter der nächsten Kurve ein Wohnmobil herannahen sieht.
Straße wie auch die meist unbeleuchteten Tunnel sind mit Haltebuchten ausgestattet, zum Glück an unserem Wandertag so wenig los, dass wir davon keinen Gebrauch machen mussten.

juhu, uns kommt niemand entgegen..

Aufgrund der Begebenheiten gibt es kaum Bilder von der Route. Anhalten ist einfach nicht möglich. Nach gut 40 Kilometern Abenteuerstraße passieren wir ein Gatter, ab hier wird die Maut fällig. 70 NOK können über einen Automaten bezahlt werden.
Es handelt es sich um ein Kartenterminal welches normal in Restaurants die Kellner(innen) bei sich haben. Durch Wind und Wetter muss die Software des Gerätes Beschädigt worden sein.
Das Display wechselt alle paar Sekunden die Ansicht, bis irgendwann der Preis angezeigt wird.
Umschalten auf deutsch? Fehlanzeige. Quittung? Fehlanzeige.
Anschließend trägt man sein Nummernschild von Hand in ein lummeliges Buch ein.
Man sieht, hier ist die Digitalisierung voll angekommen.

Zunächst blockiert noch eine Kuhherde die Weiterfahrt.
Vor uns trauen sich ein paar Touristen nicht weiterzufahren.
Wir überholen vorsichtig und drängen die Kühe mit sanftem Hupen zur Seite.

Über eine Schotterpiste gelangen wir zum Parkplatz in der Nähe der Tungestolen DNT Hütte.

Hier starten wir die Wanderung.

Zunächst ist der Weg wirklich beschwerlich, schlammig und feucht – festes, wasserdichtes Schuhwerk ist absolut vonnöten. Heute Morgen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, sind die großen Schlammpfützen zum Teil zugefroren, aber eben nur zum Teil. Einmal nicht aufgepasst, schon versinkt der ganze Wanderschuh tief im Matsch.

Ein Paar aus Spanien überholt uns, wir grüßen Sie nett mit: ¡Hola!
Da quasseln sie auf Spanisch weiter. Erst mal das Missverständnis aufklären, dass wir aus Deutschland sind, und nur ein ganz bisschen Spanisch sprechen.
Das haben sie an unserem Auto gesehen, sagen sie, wir lachen über die Situation und lassen, die beiden, die deutlich schneller unterwegs sind als wir, ziehen.

Nachdem der schwierige Teil nach ca. 2 km überwunden ist, geht der Weg sehr leicht weiter, über eine Ebene, dann immer am Gletscherfluss Storevli, der durch seine kräftige türkisblaue Farbe besticht entlang.

Im Schatten ist noch alles mit einer feinen Schicht aus Rauhreif bedeckt.
Es sieht aus, als hätte man den Boden und die Pflanzen mit einer feinen Schicht Zucker bestreut.

Erfreut über die schönen Motive fotografieren wir die mit Reif überzogenen Blätter und Pilze.

Langsam taucht das goldene Morgenlicht das Tal in eine gelbe Oase. Die herbstliche gefärbten Blätter der unzähligen Birken leuchten um die Wette.

Mit der Sonne steigen die Temperaturen um ein paar Grad an, daher entledigen wir uns der dicken Jacken.

Hinter der nächsten Kurve taucht er auf, der Austerdalsbreen, majestätisch ragt die Zunge ins Flusstal.
Wie schön. Begeistert bleiben wir stehen.

Näher heran wollen wir, es geht auf eine Anhöhe, der Weg wird beschwerlicher. Von oben haben wir einen wundervollen Blick auf die wilde, gigantische Gletscherlandschaft.

Dann entdecken wir einen Weg der am Fluss immer näher heranführt, diesem folgen wir für eine Weile, plötzlich hören wir ein lautes Grollen. Was war das?
Gletscherlawinen fallen wie tosende Wasserfälle mit einem ohrenbetäubenden Grollen ins Tal, daher ist es extrem gefährlich ohne Führung auf den Gletscher hinauf zu wandern.

Da uns bei dem Geräusch mulmig und ein wenig bang wird, halten wir einen respektablen Abstand.

Umso mehr wundern wir uns, als wir mitten auf dem Gletscher einen Mann entdecken. Heute findet definitiv keine Führung statt. Manche Menschen sind eben lebensmüde, was tut man nicht alles für ein besonderes Selfie für den Blog oder Instagram.
Einmal kurz ausgerutscht, und er würde in einer Gletscherspalte landen.

Ohne das Eis zu besteigen, erfahren wir einen unbeschreiblichen Eindruck der gigantischen Natur.

Alle 10 Minuten vernehmen wir das unheimliche Grollen, immer wieder brechen oben große Teile aus Schnee und Eis ab.

Auf diesem Bild sieht man den Schneefall.

Wir haben schon Angst vor den Lawinen in sicherer Entfernung, wie muss das erst sein wenn man direkt auf dem Gletscher herumspaziert?

Nerven aus Stahl!

Einslawine

Ungern verlassen wir diese atemberaubende Szenerie, das Licht verlässt so langsam das Tal und der ca. 6,5 km lange Rückweg steht noch bevor.
Im nahegelegenen See schwimmen Brocken des Gletschers, diese müssen wohl mal abgefallen sein.
Ihre Kälte lässt die Temperatur des Sees unter den Gefrierpunkt sinken, es befindet sich eine dünne Eisschicht auf dem Wasser.
Wir versuchen kleine Steine so flach wie möglich über die Schicht gleiten zu lassen ohne das Eis zu brechen.
Von Zeit zu Zeit ertönen laute Knackgeräusche von den Minieisbergen. Vermutlich kommt das daher, weil sie langsam vom Sonnenlicht aufgeheizt werden.

Durch das schöne Nachmittagslicht erwandern wir die Ebene.

Nach ca. 4 Kilometern folgt der beschwerliche Teil des Rückwegs, um diesen schneller zu bewältigen, packen wir die großen Kameras irgendwann in den Rucksack. Als wir die Tungestølen Hütte erreichen, steht diese schon voll im Schatten.

Eigentlich wollten wir noch zum Nachbargletscher Nigardsbreen laufen, aber das hat so spät am Nachmittag nicht mehr viel Sinn. Ein Bild von hier aus muss reichen.

Zurück am Auto entdecken wir auch das Paar, was auf dem Gletscher herumgeturnt ist, sie steigen in diesen Gelände-VW-Bus. Schaut nach Vanliving aus.

Zum Abschluss der Gletscherszenerie gibt es noch ein schönes Foto vom K-EV.

Im Ort Veitastrond genießen wir kurz das güldene Abendlicht und fahren dann die ganze Strecke fast ohne Pausen zurück nach Hafslo. Die Kirche nehmen wir als Fotomotiv mit.

Lange wird uns dieser unglaublich wunderschöne und beeindruckende Tag in Erinnerung bleiben. In Anbetracht dessen, dass der Austerdalsbreen von Jahr zu Jahr kleiner wird, können wir uns wirklich glücklich schätzen und es als Privileg ansehen, dass wir diesen bestaunen konnten.
Dankbar und glücklich gehen wir an diesem Abend zu Bett.

Sights: Austerdalsbreen
Schritte: 25.398
Lauf-Kilometer: 14,38
Höhenmeter:  289
Fahr-Kilometer: 136

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